26. August 2020 | Bernhard Madlener
Amazon stellt Audible und seine Musik-Plattform neu auf

Der Online-Gigant reagiert wohl vor allem auf Spotify
Mit der Amazon-Tochter Audible verbinden viele Menschen wohl in erster Linie immer noch professionelle Hörbücher, die via Abo zugänglich sind. Mehr als zwölf Jahre ist es her, dass der weltgrößte Online-Händler den Audio-Verlag für damals kolportierte 300 Millionen US-Dollar übernommen hat. Am grundlegenden Geschäftsmodell von Audible hat sich seither nicht wahnsinnig viel verändert. Außer, dass irgendwann natürlich Podcasts als zusätzliches Angebot für Abonnent*innen ins Programm aufgenommen wurden: Hochwertige Audio-Produktionen, oftmals unter Beteiligung prominenter Sprecher*innen und Schauspieler*innen – so genannte „Audible Originals“, die es nirgends sonst zu hören gibt.
Wer die Authentizität des Mediums Podcast schätzt, fand an diesen Originals nicht immer Gefallen. Man erkannte und genoss sie im besten Fall als das, was sie oft waren: Radio-Sendungen im Stream, Audio-Adaptionen von TV-Formaten, Marketing-Kanäle für bereits hinlänglich bekannte Menschen und Marken. Entsprechend war Audible – genauso wie Amazons Streaming-Service „Amazon Music“ – auch nicht für „echte“ Podcaster*innen zugänglich: Das Einreichen eines RSS-Feeds, wie es mehr oder weniger einfach bei Spotify, Apple und Google Podcasts möglich ist, sahen Audible und Amazon Music als Plattformen nicht vor.
Plattform-Öffnung für alle
Das soll sich nun ändern, wie seit einigen Wochen gemunkelt wird. Zuerst war es die Meldung Ende Juli, dass Podcast-Hoster Libsyn seine Kunden darauf vorbereitet, ihren Stream bald auf beiden Plattformen einspeisen zu können. Wenig später wurde bekannt, dass Amazon ausgewählte Podcast-Produzent*innen bereits selbst einlädt, ihren Feed einzureichen. Und auch Podigee ist in einem Kunden-Newsletter bereits mit dem Aufruf an die Nutzer*innen nachgezogen, ihre Podcasts für Audible und Amazon Music einzureichen, damit diese für den Start vorbereitet sind.
Amazon selbst hält den Ball dabei sehr flach und äußert sich vorläufig nicht zu den Plänen: Weder ist ein Termin bekannt, ab dem Audible und Amazon Music sich für alle Podcaster*innen öffnen sollen, noch ist klar, welche weiteren Maßnahmen man für die offensichtliche Neupositionierung gegenüber Spotify setzen will. Eine entsprechende Anfrage der Podcastwelt an Audible in Deutschland konnte nicht beantwortet werden – man wolle dazu noch nichts offiziell verkünden.
Testlauf für „Audible Plus“
Dass der spätestens mit Spotifys jüngsten Marktentscheidungen sichtbare Groß-Umbruch am Audio-Markt auch die Amazon-Brands beschäftigt, bestätigt eine andere Neuigkeit: Für US-Kunden wird mit „Audible Plus“ ein brandneues „All you can listen“-Service getestet. Ob und wann dies auch für den deutschsprachigen Markt kommt, ist derweil unbekannt. Auf die Enthüllung des Gesamtkonzepts bei Amazon/Audible sind wir jedenfalls schon sehr gespannt.
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